Wenn‘s draußen bitterkalt wird…

…haben‘s wohnungslose Menschen besonders schwer. Ohne festen Wohnplatz sind prekäre Situationen vorprogrammiert. Während sich die Schlafplätze bei guten Freund*innen anfangs noch gut ausgehen, sind die Platzer‘l nach einigen Wochen bald schon immer weniger warm und freundlich. Manchmal bleibt auch jungen Menschen nichts anderes übrig, als ganz auf den guten Willen anderer angewiesen, von einem Nachtschlafplatz zum nächsten zu wandern.

Viele verlieren auf diesem Weg…

  • …den Rucksack mit den wichtigsten Habseligkeiten. Oft wird denen die ohnehin schon wenig haben, von anderen, die noch weniger haben, der letzte Cent und das angeschlagene Handy noch aus der Tasche gestohlen.

  • …das letzte Lieblingsshirt, weil es dort liegen geblieben ist, wo man*frau nach der letzten Party eingeschlafen war und dann am nächsten Tag ganz schnell weg musste.

  • …den Überblick. Was war gestern und letzte Woche, wo soll ich morgen und nächste Woche hin? Wo sind Orte, an denen ich sicher bin? Wer sind die Menschen, denen ich vertrauen kann?

  • …ihre Widerstandskraft. Sie lassen sich gehen, weil es keinen Sinn mehr zu haben scheint, wieder in ein anderes Leben zurück zu finden.

  • …die Freude am Sein. Sie vergessen, was sie einmal gut und gerne getan haben. Kümmern sich nicht mehr um Hobbies, um Beziehungen und verlieren sich immer öfter im Rausch.

  • …ihre Gesundheit. Körperliche und psychische Erkrankungen zeigen deutliche Symptome. Alkohol und Drogen gehören zum Alltag.

Auf der Straße…

…landen diejenigen Menschen, die viel verloren haben im Leben und viel erleben konnten, aber auch mussten. Das zeigt Spuren an den Menschen: manchmal sind es ganz leise und innen liegende Schrammen und Narben, manchmal aber auch ganz deutliche, außen sichtbare und laute Zeichen, die alle wahrnehmen können.

Es sind diejenigen Menschen, die uns manchmal in der Straßenbahn oder entlang der Landstraße begegnen. Diejenigen, die lautstark schimpfend riesige Einkaufswägen durch die Gegend schieben, diejenigen, die wild gestikulierend und laut schreiend nicht nur die Tauben, sondern alle Passant*innen aufschrecken. Und es sind die, die jetzt im Dezember barfuß, nur im T-Shirt anzutreffen sind und abends im Bus-Wartehäuschen schlafen gehen.

  Es sind auch diejenigen, die vielleicht im Warteraum am Bahnhof im Sitzen eingeschlafen sind, weil sie die ganze vorige Nacht mit der Straßenbahn „Ringer‘l“ gefahren sind – und da wie dort einen enorm unangenehmen Geruch verströmten. Und es sind diejenigen, die im Einkaufzentrum auffallen, weil sie den ganzen Tag auf ihrer Reisetasche sitzen und ein Bier nach dem anderen trinken. Oder die, die plötzlich bei uns im Stiegenhaus sitzen, weil sie Unterschlupf suchen.

Wir im just werden manchmal gefragt, was man*frau da tun kann? Wie kann man*frau diese Menschen unterstützen? Und ist das gefährlich?


Was können wir tun?

  • Hinschauen und nicht (nur) einen großen Bogen machen!

  • Ansprechen und fragen, ob er/sie Hilfe braucht.

  • Gegebenenfalls die Rettung informieren, wenn jemand verletzt oder unterkühlt ist.

  • Warme Kleidung, Schlafsäcke und Decken schenken.

  • Tee, Kaffee und freundliche Worte spendieren.

  • Das Kältetelefon vom Verein B37 (0732 776767 560) anrufen und die Sozialarbeiter*innen auf die hilfsbedürftige Person hinweisen.

  • Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Jugendstreetwork just anrufen (Lisa 0650 7730351, Luki 0650 7730352, Melanie 0676 7730709, Simon 0676 7630001) – wir suchen die Person gerne auf, um Unterstützung anzubieten!


Für Jugendliche ab 12 und junge Erwachsene bis 25 bieten wir im just dreimal die Woche Öffnungszeiten in der Anlaufstelle in der Lederergasse an. Da können Jugendliche und junge Erwachsene einfach vorbei kommen (keine Voranmeldung, kein Termin!), sich aufwärmen, ausruhen, Kaffe/Tee genießen, (warmes) Essen bekommen, eine heiße Dusche nehmen, frische warme Kleidung mitnehmen, sich aussprechen und Beratung bekommen.

Wir empfehlen immer nur das zu tun, was man*frau sich auch zutraut. Mit Bauchweh ist man*frau selber keine große Hilfe! Aber wir erfahren immer wieder auch von jungen Menschen, die sich ein Herz gefasst haben und jemanden „auf der Straße“ mit aufrechtem Interesse begegnet waren – das sind oft die Momente, die für beide Seiten wertvoll sein können: wenn spannende Geschichten auf offene Ohren treffen, dann ist das manchmal wie ein kleines Weihnachtswunder!

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